TARA

Kimonos werden weitervererbt.

In Japan werden sie aus sehr wertvollen Materialien hergestellt - immer noch mit der Hand, weil das so der Tradition entspricht. Die Teile dafür werden nicht zugeschnitten, sondern von einer Seiden-Rolle abgeschnitten, da diese Seiden in einer Breite von 30 bis 35 cm gewebt sind. Es fallen keine Reste an, wenn man einen Kimono näht, weil man einfach Bahnen aneinaner näht.

Eva Hradil nähte einen Kimono - der sich dieser Tradition unterordnet.

Das Material dafür ist jedoch anderes traditionell:

Sie schnitt Teile aus jahrzehntealten Kleidungsstücken ihrer Eltern und Großeltern und nähte aus diesen eine 34 cm breite Stoffbahn, mit der sie die japanische Seidenballen zitiert.

Dieses textile Objekt hat mit der Tatsache zu tun, dass der Wert nicht unmittelbar ein materieller bzw. allgemeingültiger sein muss.

Hradil zielt mit dem Textilobjekt TARA in die gleiche inhaltliche Nische, wie sie das bereits mit dem siebzehnteiligen Mappenprojekt "PEOPLE IN ME" tat. Blieben dort die Ausgangstextilien noch den einzelnen ursprünglichen TrägerInnen zugehörig, vereinen sich hier diese Stoffe in die Form des Kimonos.

Die Länge des Kimonos hat nicht mit einer inhaltlichen Überhöhung zu tun. Den Angaben entsprechend ist ein Kimono 15-20 cm länger als die Schulterhöhe des Trägers oder der Trägerin.

Erst durch den Obi, den traditionellen Gürtel, wird der Kimono am Menschen in Form gebracht.

Hauskleid, Seidentuch, Burberrys Mantel, Flanellhemd, Wollstoffmantel ... aus herausgeschnittenen Stoffteilen dieser Kleidungsstücke ist der Kimono genäht. Einige dieser Textilien zeugen von der Tatsache, dass sie tatsächlich Bekleidung waren, indem Hradil Details wie deren Taschen oder Knöpfe oder Knopflöcher beließ.

Das Futter des Kimonos ist zusammengesetzt aus drei Vorhangteilen. Der Kragen - ein wichtiger Bestandteil eines Kimonos - war in seinem Vorleben eine handbestickte Tischdecke.