Eine Freundin hat einen Nagel für die Artothek in Krems reserviert

 

Eine Freundin hat einen Nagel für die Artothek in Krems reserviert

 

Ich bin Fan der Artothek in Krems. Und zwar sowohl ein Fan der theoretischen Idee angekaufte Bilder an Menschen zu verleihen. Als auch ein Fan der tatsächlichen Form und Bedingungen der Umsetzung. 

 

Und ich habe die Anregung sich dort etwas zu entleihen schon öfters erfolgreich weitergegeben.

 

Eine Freundin von mir z.B. – sie ist aus Gänserndorf – habe ich nachweislich nachhaltig angefixt. Beim ersten Mal war ich sogar mit, ein Kunst-und Plaudernachmittag zweier Freundinnen. Plaudern schon im Auto beim Hinfahren, Besuch der Kunsthalle, Essen, und dann ab in die Artothek.

 

Es ist toll, sich dort selbst die großen Wände aufschieben zu dürfen und neugierig sein zu können, was zum Vorschein kommt.  „Stöbern“ – das geht normal gerade bei Kunst nicht.

 

Dieser erste Artothekbesuch der Freundin liegt nun schon einige Jahre zurück. Und in ihrem Haus hat sich ein Platz etabliert, der jeweils sechs oder zwölf Monate für eines der verschiedensten Bilder der Artothek reserviert ist. Jedes Mal verändert sich der Raum, obwohl bis auf das Bild alles gleichbleibt. Manchmal ist sie sogar nach dieser Zeit wehmütig, weil sie sich von einem Bild trennen muss, freut sich gleichzeitig auf die Veränderung, die ein neues mit sich bringt.

 

Sie hat im Wohnzimmer einen Platz für ein relativ großes Bild, den sie jeweils mit einem Artothek-Werk bestückt und im Haus noch zwei weitere Plätze für kleinere Arbeiten von dort.

 

 

 

Wäre ich durch meinen Beruf und auch durch die Freundschaft zu anderen bildenden KünstlerInnen nicht schon wandtechnisch komplett vergeben, wäre ich ganz sicher selbst eine freudige und frohe Entleiherin von Arbeiten.

 

Und auch von der Seite betrachtet, an der ich selbst stehe, eben bildende Künstlerin, deren angekaufte Werke zum Teil dort zum Entlehnen sind, bin ich eine überzeugte Befürworterin:

 

 

Menschen haben Berührungsängste, wenn es um Kunst geht. „Naaaa, mit Kunst kenn ich mich überhaupt nicht aus…“ höre ich durchaus oft.

 

(zu dem Thema habe ich übrigens auch ein kleines YouTube-Video produziert. Es nennt sich ART IS A MIRROR. In einfachem Österreich-Englisch). In der Artothek kann man nichts falsch machen. Jedes Gemälde kostet gleich viel beim Entlehnen. Und jede Grafik auch. Man braucht sich vor Fehlkäufen nicht zu fürchten. Sondern man darf sich einfach etwas auswählen, das einem gefällt.

 

 Das tut den Menschen gut. Und das nimmt ihnen von der Angst etwas falsch zu machen. Und davon profitiere auch ich. Indirekt oder sogar auch direkt.

 

 

Über die Jahre ergab es sich bisher zweimal, dass jemand auf mich zukam und ein Bild aussuchen wollte, weil diese Menschen mit dem, das sie aus der Artothek von mir entliehen hatten, so gut leben konnten, dass sie nun selbst ein eigenes Original haben wollten.

 

Das ist, glaube ich, das, was die Menschen durch das Entlehnen spüren/erfahren, ohne es verstehen zu müssen: Dass ein Original viel mehr Kraft, viel mehr Präsenz, viel mehr Sensibilität und viel mehr Persönlichkeit hat, als das allerbeste Poster oder Kalender-Blatt.

 

Dass ein Bild nicht nur aus dem Bildinhalt besteht, den man auch abfotografieren könnte, sondern dass die Materialität so wichtig ist. Der man ansieht, dass das Werk von einem Menschen geschaffen wurde, dem man die dafür notwendig gewesene innewohnende Zeit anspürt. Wo „Farbe“ nicht nur ein Farbton ist, sondern auch als Material nachvollziehbar ist.  

 

 

 

Das erfahren die Menschen, ohne es wissen oder benennen zu müssen.

 

Und zwar nicht in einem Museum oder in einer Galerie, wo sie eben das oben erwähnte Zitat vom Stapel ließen. Und wo sie somit  oft auch gar nicht erst hingehen oder sich aus Sorge vor Blamage emotional „zumachen“. Sondern diese Erfahrung erleben sie dadurch bei sich zu Hause.

 

Im vertrauten Umfeld kann die Kraft aus den Bildern ihre Kraft zeigen. Weil dann schreibt man sie nicht dem Museum, den „alten Meistern“, der Kunstgeschichte oder einem Marktwerk zu.

 

Dort beweist sich ein Bild unmittelbar. Und verändert, bereichert, erweitert, überrascht das eigene Zuhause. Im Pyjama, in der Unterhose oder beim Mittagessen …

 

Kunst wird dann nicht besucht, sondern auch ins eigene Leben gelassen.

  

Und dafür liebe und schätze ich die Artothek.