Ein Projekt der Partizipation und Vernetzung, das alltägliche - und gleichzeitig durch Geschichten aufgewertete - Kleidungsstücke zu Material für bildende Kunst macht.
Eva Hradil kam nach Buenos Aires und bat über soziale Medien, über Kontakte von Freunden, und persönlich um ein Kleidungsstück, das 'aufgeladen' ist.
prendas con emoción / charged clothes
In der Vergangenheit von Argentinien und Österreich gibt es jeweils Zeiten, wo Menschen von einem Tag zum anderen aus dem Leben "verschwanden". Dinge, die dabei zurückbleiben, werden für Angehörige zu sehr wertvollen Erinnerungen, sind komplett losgelöst von deren alltäglichem Nutzwert.
Daran will das Projekt erinnern, gleichzeitig in der Gegenwart verankert sein: Auch in den eigenen Besitztümern gibt es Dinge, die wir obwohl schon jahrelang nicht mehr nutzen (alt, kaputt, abgetragen, zu groß, zu klein ...) nicht weggaben, weil eine Geschichte, eine Erinnerung, eine Emotion daran hängt. Genau um solche wurde gebeten.
Unter dem Vorbehalt, dass so ein lange aufbewahrtes Stück dabei gewissermaßen zerstört wird - es wird zerschnitten, bat Eva Hradil um Partizipationen. Die Teile vermischt mit den Teilen der Beiträge anderer Menschen werden zu Material für Neues.
Und sie bat um die Geschichte - warum das Kleidungstück aufgeladen ist, bzw. wodurch.
material
51 textile Beiträge kamen zusammen - von 39 Menschen, mit ihren Geschichten dazu.
Bevor aus den Kleidungsstücken "Material" wurde, fotografierte Eva Hradil sie (Fotos folgen gleich im Anschluss) und stellte sie gemeinsam mit ihren Geschichten online.
Unmittelbar danach schnitt sie das erste Stück heraus - kreisrund - für die Arbeit Buenos Aires.
ergebnisse (in Buenos Aires)
Fotos der Werke, die daraus entstanden, sind nach den Materialfotos zu finden.
Zuerst entstand Objekte und Bilder, die zum Großteil auch bei der Ausstellung zu sehen waren.
Später ein Kleid, das nicht "genäht", sondern mit Plastikfäden verbunden ist, mit der Preisschilder am Etikett angeschossen werden.
Ergebnisse (später)
Aus den Fotos und den Texten wird ein Katalog erarbeitet (Fertigstellungstermin: Jänner 2018).
Die Materialreste sind nach Österreich übersiedelt und werden auch hier weiterhin in Werke eingebaut. Fotos weiter unten.
material
"Dieses Handtuch gehörte meiner Mutter, die früh verstarb. All die Jahre erinnerte es immer wieder heftig an sie. Nun gab ich es für die Arbeit - damit sie Teil davon wird. (Und - was ich erst in BsAs bemerkte - obwohl es so offensichtlich ist - es hat die perfekten Farben für Argentinien!)"
Eva H.
"Vielgetragenes Tangohemd "
Josef H.
(Geschichte dazu fehlt noch)
Hartmut B.
"Diese Schürze hatte ich mir zu Weihnachten gewünscht. Das war den Kindern zu wenig und sie haben mir stattdessen eine Bluse geschenkt. Die dann selbstgekaufte Schürze habe ich tägliche 8 Jahre lang getragen..."
Adriana Z.
"Gracias bonita! Me acompañaste en momentos muy lindos. Te deseo lo mejor en esta tu nueva vida."
Alfredo G.
"Mamá, avísale a todos los que te dieron o regalaron estas carpetitas que a partir de ahora son otra cosa. Gracias a que las atesoraste con mucho cariño."
Alfredo G.
"My mum bought this t-shirt for me some years ago and i could see that she was very happy about it, only instead I made a scene telling her that I'm big enough to choose my own clothes. I saw how it made her very upset........
....Later on in life I ended up wearing this t-shirt the most. Every time I looked at it I would think about my mum and how i wish i could make her smile more often instead of making her sad. I love you mum!"
Oleg P.
"Camiseta que usaba para trabajar en Colombia con el padre."
Alfredo Sarmiento P.
"Prenda que fue prestada y prestada."
Paula G.
"Chaleco que le pertencia al abuelo Federico Gaspari."
German G.
"Diese Hose habe ich geliebt - weich, die Farbe angenehm. Ich fand sie kleidsam, habe sie z.B. zum Einkaufen angezogen. Eines Tages meinte meine Schwester mein Hintern sähe darin riesig aus...
Petra W.
"Al pantalon le falta una pierna porque lo use cuando me fracture la rodilla y me enyesaron."
Marta d. P.
"La use en dias my felices cuando era joven."
Marta d.P.
"Esta remera verde es de mi hijo Lorenzo. Siempre nos gustó el texto: SI SI, YA VOY. Frase que él siempre decía pero jamás lo hacía."
Betina S.
"One of my computer geek friend used to design t-shirts with computer related themes and this one is the symbol of Linux, a penguin acting as the famous image of the mas as the measure of all things by Leonardo da Vinci."
Julian S.
"Esta camisola negra la usé varios veranos. Que es fresca, queda muy bien en el cuerpo y me permitió poder usar un pequeño corset para mi problema de columna sin que se note"
Betina S.
"Una falda que mi madre consideraba elegante y tuvo décadas, regalada por mi padre. Hoy semi/moda. Será de los años 60."
Hana F.
"Una bolsa de tela mexicana que le regale a mi madre durante mi propio exilio mexicano, quizás fue en el año 80."
Hana F.
"Fui una falda que queria bailar, ondularme con la musica, estuve años quieta rodeada de otras que si iban ...y cuchicheaban historias hermosas...ahora estoy lista....a bailaaaar!!!!!!"
Marita S.
"Es gibt Kleidungsstücke, die kleiden nicht nur, sondern sie vermitteln Gefühle: Geborgenheit, Vertrautheit, Abenteuerlust. Dieses T-Shirt aus Kambodscha hat mich auf fast allen Kontinenten begleitet und bei jedem Anhaben, eben jenes Gefühl vermittelt. Danke!" Josef H.
"Extra für meine 1. Reise nach Buenos Aires vor 4 Jahren gekauft, begleitete mich diese Tasche durch die Stadt und auf alle Milongas. Während dieses Aufenthalts löste sie sich aber Tag für Tag mehr auf."
Iris Maria N.
"They were my favourite comfy t-shirts from Sweden that I managed to destroy here while washing in the washing machine at my landlady's place... I guess this is a result of difficulties in translation"
Zhanna K.
"Esta remera tiene una simbogía muy importante para mi dado que la aparición de Hugo Chávez en mi vida coincidió con una etapa personal y política mas importante de
mi vida, hoy que ya no está lo recuerdo como una persona muy querida por mi, además fue un regalo de un amigo muy querido que viajó a Venezuela." Walter A.
"El 1er regalo de 1 angelito que llegó a mi vida en tiempos de oscuridad."
Daniela B
(Geschichte dazu fehlt noch)
Alexandre F.
"It was the 13th February. I was in London in a hostel, when this man, I have just met at the hostel, gave me a small box. The next day he asked me: "Do you try it on?"Like this I got to know about Valentine's Day. Size was too big and I didn't dare to tell him." Gisela C.
"Das war ein Lieblingskleid, das ich öfters beim Tango tanzen getragen habe. Als es dann Löcher der Abnutzung bekam, wurde es zu meinen sexy Hauskleid. Ich gebe es als Kunstobjekt her, weil ich die Glücksmomente die ich mit ihm hatte, verewigen möchte." Vera P.
(Geschichte dazu fehlt noch)
Juliano S.
"Hay algo de la identidad de esta camisa que me sedujo apenas la ví. Es un estilo centroamericano de los años 50 que me fascinó apenas la vi colgada en una feria americana. Me acompañó varios veranos"
Franc P
"Eines meiner absoluten Lieblingsteile... doch ich hatte dieses Projekt und brauchte ein dunkles Rot... und somit wurde es für die Arbeit verwendet!"
Eva H.
"Esta remera es de mi color preferido. Verde musgo claro
Ese color resalta mi ojos y cuando estoy bronceada ese color me sienta mejor."
Maria Gabriela B.
"This piece of fabric was part of my mother's world. Her bedroom walls were covered with this "Toile de Jouy" she loved; and makes me remember her...
This image is so emotional charge, that I can't even look at it; as I lost my mother 3 years ago..." Mariana E.
"The red pants are a memory of teenage time… when we spent summer holidays all the family together in Europe… my parents and my 2 brothers… the pants are a souvenir, that reminds me of young happyness…"
Mariana E.
"Auf Urlaub nehme ich ältere Kleidung mit. Die kann ich bei Bedarf im Reiseland lassen. Ich mochte dieses Kleidungsstück, weil es so weich und fließend war. Aber auch zu groß - es hing an mir. Dann kam das Wissen um das Projekt und die Neugierde." Michaela R.
"Mi pollera negra!!!!.... bailó el tango conmigo…paseó por Buenos Aires… fue a casa de amigos… me acompañó en momentos Buenos y a veces feos… y ahora sigue su propio camino por otros mundos!! Celebro esta transformación!"
Silvia de P.
"Cuando terminé mis estudios, el dia que me dieron el diploma, usé esta falda. Fue la única vez pero podría haberla guardado toda la vida."
Esquina C.
"Fue en aquel cumpleaños donde nos regalaron a todos los que estábamos esta remera. y fue en aquel cumpleaños cuando conocí a alguien que aun no dejo dejo de recordar. La remera marca la fecha y recuerda ese dia tan especial".
Alan H.
"Das erste Paar Tangoschuhe, gekauft in Buenos Aires, war der Beginn einer Reise. Der dazugehörige Schuhsack – DNI Tango, bekannt in der ganzen Welt, charakterisiert für mich den Beginn einer Leidenschaft, die sich immer weiter entfacht. Es war der Beginn einer Reise, die hoffentlich noch sehr lange nicht zu Ende ist …"
Josef H.
(Geschichte dazu fehlt noch)
Juliano S.
"Das Unterhemdchen gehört meiner Mutter. Sie hat es auf ihrer letzten Reise in Österreich vergessen.Weil ich in der Kälte wohne, trägt sie solch hautenge Leibchen in Wien. Darüber die beige Bluse, der Kaschmirpullover, die Perlenkette, das englisch karierte Sakko." Carla D.
(Geschichte dazu fehlt noch)
Carla D.
(Geschichte dazu fehlt noch)
Carla D.
"Als ich auswanderte, fraß ich mir Gewicht an. Mein Körperpanzer war in Österreich notwendig, um nicht mein Inneres zu zerfetzen. Der bunte Stoff, den ich damals in Buenos Aires kaufte und eine Bluse nach Körpermaß schneidern ließ, sollte in warmen Farben vom kalten Blick auf meinen Panzer ablenken." Carla D.
"Dieses Shirt trug ich so gerne und so oft! Auch noch, als es begann Schwächen der Zeit und der oftmaligen Wäsche zu zeigen: besonders an den beiden Stellen, die den Stoff am meisten ausdehnten..."
Eva H
"Diese Schürze gehörte meiner Oma, der ich sehr viel verdanke. Immer noch. Wenn ich sie ansehe, selbst jetzt - auch nur die zerschnittenen Teile davon - wird mir ganz weich und sentimental ums Herz."
Eva H.
"Dieses Kleid mit einer Art Frechheit aufgeladen: Für die 10 m Taft wäre sich leicht ein fertiges Kleid ausgegangen (und nähen hatte ich nicht gelernt). Weiters stecken wunderbare getanzte Stunden in dem Kleid! (mit 17 Jahren..) Eva H.
Ergebnisse (entstanden in Buenos Aires)
Ausstellung in Buenos Aires
Im Centro Cultural de la Cooperación konnten die entstandenen Arbeiten gezeigt werden und die teilhabenden Menschen eingeladen werden. Muchas gracias a Walter "Fröhlich" Alegre y Alberto Giudici y Vera Palaora y Gesa Weitzenböck!
das kleid aus Buenos Aires
Das Kleid entstand während der zwei Wochen "Verlängerung" Evas Aufenthalts in Buenos Aires. Die Schlussausstellung war schon vorbei. Um auch dieser Arbeit ihren Auftritt zu geben, bat sie Partizipanten als Modell / Fotograf zu wirken.
Vor dem zentral gelegenen großen B und A, ein beliebter Treffpunkt für Touristen und Taschendiebe, fand diese Fotosession statt.
Muchas gracias a Walter Alegre, Alfredo José Gallegos, Adriana Zuliani, Hartmut Becher y Oleg Petrovsky (photos as well) !!!!
Durch Anklicken werden die Fotos größer.
Ergebnisse (später)
Eine große Tasche voll mit völlig zerfledderten Kleidungsstücken reiste mit Eva Hradil von Buenos Aires nach Österreich. Aus diesem Fundus bediente sie sich für eine neue Serie: Eva Hradil zerstört einen Thron um einen Schemel zu bauen (Ausgestellt (gemeinsam mit Arbeiten von Jenny Lundgren) im September 2017 SKIN /SKIM im basement/Wien)
Für die von Eva Hradil initiierte und kuratierte Ausstellung (geplant für Nov. 2018) separate together entsteht unter anderem eine großformatige Arbeit (150 x 250 cm), die mit einer Art Gitternetzlinie überzogen wurde, dann in A3-große Einzelteile zerschnitten, wovon die Hälfte an KollegInnen zum Bearbeiten gingen. Ihr eigenes Blatt bekam kleine Fragmente von Buenos-Aires-Kleidungsstücken aufgeklebt.
Die zwei kleinformatigen Collagen El Camino und Soportar des (b.) Aires entstanden in Buenos Aires und waren auch in der dortigen Ausstellung. Für die Reise spannte Eva Hradil die Leinwände ab und ließ die Keilrahmen dort. Diese beiden Leinwände waren die ersten Bausteine auf dem 130 x 140 cm großen Bild Gefüge / Trabazon.
Und es entstand ein Buch mit dem Titel Dónde está...?. Das bedeutet "Wo ist...?". Mit der Frage wurde all die Jahre nach der Diktatur in Buenos Aires nach vermissten Personen gesucht, die entführt, gefoltert und getötet worden waren. Die Menschen "verschwanden" - selbst ihre tote Körper.
Einige Zeit nach Evas Rückreise "verschwand" wieder ein Mensch, viele Jahrzehnte nach der Diktatur, ein Aktivist. Sein Leichnam tauchte dann auf...
Das Kleid - detailfotos
Einladungskarte
Projekt und Katalog realisiert dank Unterstützung durch Bundeskanzleramt und der Abteilung Kunst und Kultur Land Niederösterreich.